Demokratie leben – Demokratie stärken
Workshop für demokratische Werteerziehung an der Robert-Schuman-Europaschule Willich
©Fotos von Ilja Kagan: www.instagram.com/ilja.kagan.photography
Die massive grausame Tötung jüdischer Menschen durch die Hamas am 07. Oktober 2023 und die Reaktion Israels darauf lassen stereotypische Vorstellungen von Juden und Moslems wieder aufleben. Die Hoffnung vieler Menschen, dass sich durch die Aussöhnung Israels mit Saudi-Arabien ein Weg zu mehr Frieden und gegenseitiger Akzeptanz öffnen würde, ist zerstört worden.
Unsere Demokratie beruht in ihrem Kern darauf, dass alle Menschen gleichberechtigt sind und niemand auf Grund irgendeines Merkmals diskriminiert werden darf – so steht es im Artikel 3 des Grundgesetzes. Gleichzeitig erleben wir in vielen Teilen der Welt – und auch bei uns in Deutschland –, dass demokratische Werte wie Respekt und Toleranz gegenüber einer Vielfalt von Lebenseinstellungen bedroht, eingeschränkt oder ganz abgeschafft werden.
Um dieser Tendenz entgegenzuwirken und eine Haltung zu fördern, die demokratische Werte stärkt und gegen jegliche Form von Diskriminierung ankämpft, fand im Creative Center (CC) der Robert-Schuman-Europaschule Willich ein Workshop für die Jahrgangsstufe 12 (Q 1) der Gymnasialen Oberstufe statt, in dessen Zentrum alle möglichen Vorurteile und Stereotypen, die Menschengruppen spalten und polarisieren, standen.
Sehr anschaulich führte der eingeladene Referent Uwe Augustin in das Thema ein, indem er die Gruppe durch stereotype Merkmale, z.B. Schuhwerk oder Kopfbedeckung, in sich polarisierende Untergruppen einteile. Auch im weiteren Verlauf machten Bewegungsspiele die Veranstaltung lebendiger: So wurden zum Beispiel laminierte Blätter verteilt, die das Leben jüdischer Menschen in Deutschland erfahrbar machen sollten, indem zueinander passende stereotypische Vorurteile über Jüd*innen zueinander finden mussten und so in Gespräch miteinander kamen.
Eingebettet in diese aktivierenden Übungen waren Informationseinheiten über demokratische Werthaltungen, die Entstehung und Wirkungsweise von Stereotypen oder Verschwörungstheorien. Besonders reizvoll – oder eher: schockierend – waren die vielen (zum Teil versteckten) antisemitischen Botschaften in Texten deutschsprachiger Rapper wie zum Beispiel Haftbefehl oder Kollegah. Dort werden Jüd*innen unter anderem als geldgierige Banker, die die Welt beherrschen und Muslime abschlachten, gezeichnet.
Im Zuge der Veranstaltung wurden auch kleine Interviews mit Schüler*innen aufgezeichnet, in denen diese sich zu Diskriminierungserfahrungen und zu demokratischen Werten äußerten: Der Düsseldorfer Filmemacher Ilja Kagan, von dem auch die Fotos für diesen Artikel stammen (www.instagram.com/ilja.kagan.photography), zeichnete diese Interviews auf, die im Landtag von Nordrhein-Westfalen Neubürger*innen gezeigt werden sollen.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Historikerin und Kulturmanagerin Dr. Regina Plasswilm und Björn Gerlach, Deutsch- und Geschichtslehrer an der RSE Willich.
Der fünfstündige Workshop endete mit einem Appell von Uwe Augustin an die Schüler*innen, sich für die Demokratie einzusetzen und diese – nicht nur im schulischen Kontext – mit Leben und Haltung zu füllen.
Björn Gerlach