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Binden und Bildung – Freiwilliges Soziales Jahr in Kenia

01.05.2024

„Chapati!“, wir grinsen in die Kamera und halten unsere selbstgenähten Beutel hoch. Wir, das sind 8 kenianische Schulmädchen, Beryl Odongi, Organisationstalent und gute Seele, Rael Kopiyo, Schneiderin mit dem Wunsch, Mädchen eine bessere Zukunft zu ermöglichen, und eben ich. Mein Name ist Rahel Köppen, ich bin gebürtige Willicherin und lebe seit September im Zuge eines Weltwärts-Freiwilligen Dienstes im Ahero Resource Center in der Nähe des Victoria Sees. Das Center ist eine seit Jahren gewachsene Community Based Organisation, welche neben der ursprünglichen Farm inzwischen auch eine Schule mit kostenlosen Mahlzeiten, ein Programm für sauberes Trinkwasser, Räumlichkeiten für Computerkurse und Ausbildungen im Bereich Beauty Therapy, eine Bäckerei und eine Schneiderei beherbergt. In eben dieser lernten Miriam, Merle (ebenfalls Weltwärts-Freiwillige) und ich kurz nach unserer Ankunft Rael kennen. Sie hatte gerade ihre Schneiderei-Ausbildung beendet und schlug uns ihre Idee vor: Wiederverwendbare Binden nähen, an Schülerinnen verteilen und mit ihnen Einheiten zum Thema sexuelle Aufklärung durchführen. Die Menstruation ist in der kenianischen Gesellschaft oft noch ein Tabuthema und viele junge Frauen bleiben während ihrer Tage zu Hause, anstatt den Unterricht zu besuchen. Kostenlose Periodenprodukte stellen also eine Möglichkeit dar, finanziell benachteiligten Schülerinnen zu mehr Schulbildung zu verhelfen. Merle und ich nähen schon seit Jahren und hatten von Anfang an geplant, in der Schneiderei zu arbeiten und auch Miriam war Feuer und Flamme.

Der Anfang lief noch nach dem Trial-and-Error Prinzip: Kleine Mengen an Materialien, testen, welches Schnittmuster funktioniert, welche Arbeitsweise sich als effizient erweist, wie wir den Verschnitt reduzieren können. Schnell wurde klar: Es passt, nicht nur die Binden, sondern auch wir als Gruppe und als Freundinnen. Allerdings stellte sich ebenfalls heraus, dass wir mehr Geld benötigen würden als die 50 Euro Eigenkapital. Freunde und Familie wurden mobilisiert, mehr Stoff gekauft, mehr Leute traten unserer kleinen Gruppe bei und unterstützen uns. Innerhalb von anderthalb Monaten konnten wir tatsächlich fast 100 Binden nähen und hatten somit genug für unseren ersten Schulbesuch. Wir verbrachten den Nachmittag mit etwa 70 Mädchen, ein voller Erfolg. Rael sprach mit ihnen in Kisuaheli (Englisch ist hier für viele Drittsprache) über Mental Health, Körperhygiene und Sex. Auch wenn wir durch die Sprachbarriere nur ein Viertel verstanden, es war schön zu sehen, wie sie auf die Mädchen einging. Anschließend verteilten wir die Binden und die ebenfalls von uns hergestellte Seife. Kurz nach dieser ersten Aktion standen zweimonatige Schulferien an und wir nutzten diese, um ein zweiwöchigen Schneidereikurs für zehn eben dieser Schülerinnen zu organisieren. Sie lernten sowohl an der elektrischen als auch manuellen Maschine zu nähen, per Hand zu sticken und zu knüpfen. Die am Anfang erwähnten Beutel war unser erstes Projekt und die Mädchen waren unsagbar stolz darauf, ein selbst angefertigtes Accessoire tragen zu können. Am Ende konnte jede mit drei neuen Binden nach Hause gehen. Die Zeit mit ihnen hat uns ein gezeigt, dass unsere Arbeit einen Effekt hat.

Anfang Januar widmeten wir uns wieder dem Nähen von Binden, um unseren nächsten Schulbesuch vorzubereiten. Parallel dazu standen einige organisatorische Aufgaben an. Wir meldeten uns offiziell als „Rise Empowerment Self Help Group“ an, ein Äquivalent zu einem deutschen e.V. Ein kenianisches Bankkonto wurde eröffnet, eine offizielle Buchhaltung begonnen, Seife hergestellt als Einkommensquelle und weitere Pläne für mögliche Einnahmen geschmiedet. Einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Freizeit verbrachte ich mit Spendenaufrufen, Excel-Tabellen und Besuchen von Organisationen, die entweder als Partner oder potenzielle Geldgeber in Frage kamen. Ein Arbeitsmuster stellte sich ein: Miriam nähte viel, Merle organisierte die Materialien, Rael kümmerte sich zusammen mit Beryl um kenianische Kontakte. Ich war für die Finanzen zuständig, denn eine neue Herausforderung kündigte sich an: Die Maschinen, die wir bisher benutzt hatten, waren nur eine Leihgabe einer anderen Organisation, welche Anfang März zurückgegeben werden mussten. Ab April sollen allerdings neue Schneidereiausbildungen angeboten werden. Zu einem deutlich vergünstigten Preis möchte das Center so jungen Frauen die Möglichkeit bieten, sich auf eigene Füße zu stellen. Deshalb mussten wir dringend neue Unterstützer für unser Projekt finden, denn das Geld von Freunden und Familie neigte sich langsam dem Ende zu und neue Nähmaschinen zu kaufen überstieg weit unsere finanziellen Möglichkeiten. Der Willicher Rotary Club erklärte sich bereit, drei Maschinen zu finanzieren, Freunde machten Werbung für unseren Gofundme Account (eine Online Spendenplattform) und die Eine Welt Gruppe Anrath spendet weitere 700 Euro. Mit diesen Rücklagen ist es uns möglich, vier manuelle, sowie drei elektrische Nähmaschinen und eine Overlock zu kaufen. Auch die restliche Ausrüstung der Schneiderei, wie zum Beispiel Scheren, Nadeln, Stoffe etc. können bald aufgestockt werden. Ende April kann so eine neue Gruppe von Frauen eine Ausbildung im Center beginnen. Außerdem will das Center die dann ausgestattete Schneiderei für die Herstellung der Schuluniformen nutzen, was ebenfalls Arbeitsplätze für Schneiderinnen schafft. Unsere kostenlosen Nähkurse für Schülerinnen werden wir weiterhin beibehalten. Der nächste findet Mitte April statt, dann für insgesamt 20 Mädchen, verteilt auf zwei Wochen. Natürlich nähen wir auch weiterhin Binden und stellen Seife her, um unsere Schulaktivitäten durchzuführen. Unser zweiter Schul-Besuch Mitte März fand sogar in Kooperation mit anderen Organisationen statt, welche ebenfalls mit Jugendlichen arbeiten. Deshalb konnten wir auch mit männlichen Schülern eine Aufklärungseinheit durchführen und so insgesamt über 200 Schüler und Schülerinnen erreichen.

Im Moment befinden wir uns wieder in einer Phase von Materialbeschaffung, Organisation und Nähen. Wegen des erhöhten Arbeitsaufwandes sind wir froh, dass wir zwei Frauen einstellen konnten, die uns beim Nähen unterstützen.

Aus Raels anfänglicher Idee ist eine Initiative geworden, von der ich mit Stolz sagen darf, Teil dieser zu sein. Die „Rise Empowerment Self Help Group“ wird hoffentlich noch sehr viel länger als mein Jahr in Kenia Aufklärungsarbeit leisten, sich für gerechten Zugang zu Periodenartikeln einsetzen und jungen Frauen eine Ausbildung ermöglichen.

Rahel Köppen

Wenn Sie das Projekt in Kenia unterstützen wollen, ist dies über den folgenden Link möglich: